18. August 2014
Wo ist nur der Knoblauch?
Von Eltersdorf zum Nürnberger Flughafen
Eigentlich wollte ich drei Tage Richtung Westen wandern, von Uffenheim aus, aber das Wetter ist nicht so wie vorbestellt und ich mag keine Regenkleidung mitschleppen, wo ich doch fotografieren wollte. Eigentlich ist ja auch Sommer, eigentlich …
So fahre ich mit dem Zug nach Eltersdorf, da fahre ich sonst jeden Werktag vorbei, heute steige ich aus und befinde mich mitten in einer Baustelle. Es geht ein Stück die Bahngeleise entlang zurück Richtung Fürth, schwere Baustellenfahrzeuge, tiefe Radspuren, große Pfützen und ein netter Herr, der meint ich dürfe durch, solle aber aufpassen. Rechts die Bahn, links ein Distelfeld, wunderschön.
Das Wetter ist komisch, meine Stimmung passt sich an. Die nächste halbe Stunde komme ich kaum vorwärts, aber die Speicherkarte füllt sich stetig. Maisfelder, ausgetrocknete Weiher, Autobahn.

Nach den Bauarbeitern begegnet mir niemand mehr, kurz vor Großgründlach sehe ich von weitem Erntehelfer in blauen Schürzen zwischen dem Grün – mir ist heute nicht nach Menschen und ich gehe in die andere Richtung, da gibt es blaue Blüten im Gras, sehr schön, die wiegen sich im Wind und tanzen mit den Wolken, das Licht ist unwirklich. Das Blau sticht hervor auf jedem Farbbild.

Direkt über die Wiesen sausen Schwalben im Tiefflug. Am Ortseingang von Großgründlach lauern Drachen an langen Leinen hoch oben, unten übermütiges Gelächter. Ins Schloss kommt man nicht, aber St. Laurentius hat offene Türen, schön ruhig ist es hier, man ist vollkommen ungestört. Dann laufe ich quer durch den Ort, ein Bamberger Hörnchen wäre wunderbar, die Bäckerei macht Betriebsferien. Also gut, dann eben eine Wurstsemmel, der Mann vor mir rennt fast gegen die Tür, die wird erst in zwei Wochen wieder auf gehen. Am Ortsausgang ein Lidl, da gibt es Studentenfutter.

Richtung Süden geht es, immer zwischen Gemüse hindurch, mal Spargel, mal Salat, mal Lauch, mal Kohl, am Wegrand deformierter Rettich – wo ist nur der Knoblauch?

Vor mir je nach Laufrichtung in der Ferne Quelleturm, Fernsehturm und ganz majestätisch die Nürnberger Burg.
Was muss das im Mittelalter für ein Gefühl gewesen sein, wenn die Reisenden zum ersten Mal die Burg erblickten? Da hier kein Wanderweg entlang geht, nur Wirtschaftswege für Traktoren, Lieferwagen genieße ich den Blick ganz für mich alleine und fühle mich königlich. Und wie das so ist, wenn man die Nase zu weit oben hat, laufe ich prompt in einen Gemüsesprenger.

Der Wind trocknet Hose und Jacke schnell, die Brille musste sowieso geputzt werden. Viel schlimmer ist es, dass kurz danach die Karte im Fotoapparat voll ist. Eine zweite Karte liegt daheim auf dem Schreibtisch, so ein Mist! Also doch löschen, die Kürbisse sind einfach zu schön um nicht abgelichtet zu werden.

Noch einmal ein Blick auf die Burg, dann geht es Richtung Flughafen, Endspurt. An der Auffahrt zu einer Brück leuchtend rote Beeren, doch Herbst.

Im Süden des Flughafengeländes der renaturierte Bucher Landgraben und ein Aussichtshügel. Mein Spaziergang endet so unwirklich wie er begonnen hat.
18082014 (gpx, 51 KB)
GPX-Datei der geplanten Tour vom 18. August 2014
Wie stellt man es an, sich als noch unbekannter Autor der Region Nürnberg/Fürth einem Namen zu machen? Ganz einfach, man liest aus seinen Texten und hofft auf Zuhörer. Die Idee war bald geboren und am Sonntag den 27.07.14 war es dann endlich soweit. Wir, Gaby Stegmeier, Michaela Neger und Uwe Wartha, trafen uns um 14 Uhr auf der Nürnberger Burg. Unsere erste Spontanlesung stand bevor. Wir schwitzen nicht nur wegen des schwülwarmen Wetters. Uns wackelten die Knie trotz gründlicher Vorbereitung, hatten wir so etwas hier in unserer Heimatregion doch noch nie gemacht. Eine Lesung im Freien, ohne schützenden Tisch oder Stehpult, war für uns durchaus etwas ungewohnt. Doch wie heißt es so schön? Nur wer es probiert, weiß später einen Text darüber zu schreiben. Wir suchten uns also in den Gärten der Nürnberger Burg einen passenden Ort und Gaby startete mit einer wunderbaren Geschichte über ein Huhn namens Erna. Souverän meisterte sie diese Aufgabe, es wurde eifrig Beifall geklatscht. Da die Sonne jedoch ungeniert vom Himmel brannte, zogen wir uns unter die schützenden Bäume im rückwärtigen Teil des Rosengartens zurück. Hier gab es genügend Schatten, eine leichte Sommerbrise wehte und auf den umliegenden Sitzbänken saßen genügend potentielle Zuhörer. Schnell fand ein jeder von uns seinen Rhythmus. Wir lasen abwechselnd Prosa und Lyrik und waren erstaunt, wie schnell doch eine dreiviertel Stunde verfliegen kann. Nach einer kurzen Pause ging es zum Abschluss zur Hasenskulptur am Tiergärtnertorplatz, wo Michaela ihre Hasengeschichte zum Besten gab.

Diese Lesung hat sehr viel Spaß gemacht, das kühlende Radler hatten wir uns redlich verdient und wir waren uns schnell einig, dass solche Spontanlesungen ab September ein fester Bestandteil unserer schriftstellerischen Tätigkeit werden sollen. Auch, um unsere Arbeiten als Kunst im öffentlichen Raum bekannter zu machen.

Gabriele Stegmeier

Michaela Neger

Uwe Wartha
© Bilder: Jürgen Auer
© Text: Uwe Wartha / Michaela Neger